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BioÖkonomieTage: Vom Gerbstoff bis zum Grasmagen

Mit rund 60 Teilnehmern haben die von BVB UG Consult veranstalteten BioÖkonomieTage vom 17. bis 18. Oktober in Frankfurt/Main ihre Premiere gefeiert. Thematisch ging es um biobasierte Kunststoffe, die stoffliche und energetische Nutzung von Biomasse sowie Biogas. Organisiert wurde die Veranstaltung vom Netzwerk "biomastec", das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie gefördert wird.

"Unser Ziel ist, die marktorientierte Erforschung und Entwicklung von innovativen Technologien, Produkten und Dienstleistungen voranzubringen", sagte Larry Kuhn, Clustermanager des Netzwerks. Dreizehn Sprecher aus Industrie und Wissenschaft aus den verschiedensten Anwendungsfeldern der Bioökonomie hatte der Veranstalter in das Frankfurter "Fleming"s Conference Hotel" geladen.

Kurzkettige Alkene schonen die Zellen

Der Biotechnologe Volker Sieber, Professor an der TU München, berichtete über seine Ansätze, Biomasse mit Hilfe von enzymatischen Kaskaden zu zersetzen anstatt ganze Zellen zu nutzen. "Enzyme zu optimieren ist viel einfacher als ganze Zellen zu verändern", beschrieb Sieber die Vorteile seines Ansatzes, den er auch im Rahmen der BMBF-Initiative "Biotechnologie 2020+" erforscht. Einen Weg aus der sogenannten "Titerproblematik" hat Thomas Buhl von der französischen Global Bioenergies SA gefunden. Das Problem vieler biotechnologischer Produktionsverfahren, etwa die Herstellung von Alkoholen ist, dass sich die Produktionszellen - etwa Hefe - irgendwann selbst vergiften. "Ein Anteil von ungefähr 10 Prozent Ethanol ist für die meisten Zellen gerade noch zu ertragen", so Buhl. Sein Trick: Global Bioenergies bringt Zellen dazu, kurzkettige Alkene zu produzieren. Diese sind hydrophob und bei Raumtemperatur gasförmig, entweichen also als nichtwasserlösliche Blasen aus dem wässrigen Fermentationsgemisch. Die Vergiftung der Zellen bleibt aus.

Gerbstoffe aus Olivenbäumen

Ohne giftige Stoffe kommt auch die Wet-green GmbH in Reutlingen aus. Das Unternehmen hat eine Technik entwickelt, mit Hilfe eines Extraktes aus Blättern des Olivenbaumes Leder zu gerben. Damit ist es möglich, auf Schwermetalle wie Chrom zu verzichten. Diese prägen seit mehr als hundert Jahren das in Sachen Umweltverträglichkeit ramponierte Image der Gerber. Mit Hilfe der naturverträglichen Methode könnten 40 Prozent der weltweiten Ledergerbprozesse durchgeführt werden. Die Firma verkauft ihr Leder vor allem in Hochpreis-Märkten. So verbaut der bayrische Automobilhersteller BMW das Wet-green-Leder in den Autositzen seines neuen Elektroautos "i3". Auch das Thema Biogas lebte von praxisnahen und sehr lebhaft vorgetragenen Themen. Sabine Podmiseg vom Institut für Mikrobiologie der Uni Innsbruck sucht nach den optimalen Bedingungen für Mikroorganismen bei der Umsetzung von Biomasse in Methan. "Biogasanlagen funktionieren nur innerhalb bestimmter Parameter. So muss sich der pH-Wert zum Beispiel innerhalb bestimmter Grenzen bewegen", so die österreichische Wissenschaftlerin. Patrick Pfeffer, Geschäftsführer der Nürnberger Bioserv GmbH, kann davon ein Lied singen. Seine Firma verwertet abgelaufene Lebensmittel in einer eigenen Biogasanlage. Die ist ein echter Allesfresser. Während anderswo ausgewählte Substrate in genau abgestimmter Zusammensetzung eingesetzt werden, muss die Bioserv-Anlage das verwerten, was eben nicht mehr auf den Tisch kommt. Das verläuft nicht immer unfallfrei. "Neulich wurde uns eine Charge Rettich angeboten. Die haben wir genommen", so Pfeffer. Was er zunächst nicht wusste: Es handelte sich dabei um die Jahresproduktion eines Rettich-Konzentrates. "Danach war die Biogasanlage tot", beschreibt Pfeffer die versehentliche mikrobiologische Massenvernichtung.

Aber auch vermeintlich harmlose Substrate bringen Überraschungen mit sich. "Derzeit verarbeiten wir eine große Charge schokolierter Erdnüsse - Schaum ohne Ende", so der Unternehmer. Ernst wird es für ihn, wenn er an die Zukunft seiner Branche denkt. Die sei zu einem reinen Subventionsempfänger aus dem Topf des Erneuerbare Energien-Gesetzes  (EEG) verkommen. "Wenn diese Erlösquelle ausfällt, halten wir keine drei Monate mehr durch", befürchtet der Geschäftsführer.

Biogashersteller müssen umstellen

Bis 2020 muss auch er sich umstellen. Dann fällt die Bioserv-Anlage aufgrund ihres Alters aus der Förderung hinaus. "Bis dahin haben wir Zeit, ein neues Geschäftsmodell zu finden", sagt Pfeffer. Das hat die Rusitec GmbH in Bremerhaven bereits geschafft. In einem künstlichen System baut das Unternehmen den Verdauungstrakt von Wiederkäuern nach und hofft damit Methan als Synthesegrundstoff für die chemische Industrie zu gewinnen. Dabei hat der Geschäftsführer Michael Strecker Hochachtung vor der Entwicklungsleistung der Natur gewonnen: "Als einzige Säugetiere können Wiederkäuer mit Hilfe von Mikroorganismen Zellulose verdauen. Würde der Mensch das essen, was Rinder, Schafe oder Ziegen zu sich nehmen, verhungerten wir mit vollem Magen".

Quelle: www.biotechnologie.de



Rezensionen:

"Vielen Dank! Die Tagung war eine gelungene Veranstaltung."

"[...] nochmals herzliche Gratulation zu der überaus gelungenen Tagung."

"Großes Lob auch von mir für die wirklich exzellente Organisation der Veranstaltung, dass haben Sie und Ihr Team echt gut gemacht!"